Öffentliche Tagungen in Jena
Fernstudium WaldorfPädagogik lädt regelmäßig zu öffentlichen Tagungen ein. Bevorstehende Veranstaltungen geben wir an dieser Stelle bekannt.
Archiv
Dimensionen unserer Leiblichkeit
Praktische Wesensgliederkunde
Pädagogik Spezial mit Markus Buchmann und Ulrike Wendt03. – 05. Mai 2019
Das Zusammenspiel von konstitutionell-physiologischen und seelisch-geistigen Eigenschaften, in der Anthroposophie unter Wesensglieder zusammengefasst, bildet die Grundlage unserer Existenz und steht im Mittelpunkt der pädagogischen Ideen Rudolf Steiners. Eine Kenntnis dieser vielfältigen Dimensionen unserer Leiblichkeit zu erwerben und ihre Zusammenhänge zu verstehen ist ein zentrales Element der Ausbildung zum Waldorflehrer.
Allerdings braucht es oft eine lange Zeit, um von der gelernten Theorie zur wirksamen Praxis zu kommen und einen lebendigen Zugang zu finden, was man z. B. unter „Ätherleib“ verstehen kann, wie sich „Astralleib“ von „Seele“ unterscheidet, und worauf Steiner sich jeweils bezieht in den verschiedenen Vorträgen und Darstellungen. Unser „Pädagogik Spezial“ möchte dazu anregen, eigene Erfahrungen in der Wahrnehmung dieser Wirklichkeiten zu machen und so die Erkenntnisarbeit zu bereichern.
Mit meditativen Übungen (zur Erkundung von inneren Bewegungen) und Eurythmie (als von innen geführte Bewegung) möchten wir an ein konkretes Erleben der vier Wesensglieder (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich) und der darin tätigen, denkenden, fühlenden und wollenden Seele heranführen. Natur- und Menschenbetrachtung können sich je nach Verlauf anschließen. Die Arbeit ist voraussetzungslos, alle Arbeitsbereiche (Meditation mit besonderem Fokus auf die lebendigen Bildekräfte, Eurythmie und auch die anthroposophische Grundlagen) werden eingeführt und dann mit den Teilnehmern gemeinsam vertieft.
Markus Buchmann, als Chemiker lange in der Getreidezüchtung tätig, Studium der Naturwissenschaften in Dornach, Gründungsmitglied und Vorstand der Gesellschaft für Bildekräfteforschung.
Ulrike Wendt, als Eurythmistin 16 Jahre Bühnenerfahrung, seit 2011 selbständig. Mitarbeit in der Bildekräfteforschung, u.a. Forschungsprojekt zu den Wirkungen künstlicher Beleuchtung.
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Mensch und Maschine
Pädagogische Konsequenzen der Digitalisierung
Tagung28. – 30. April 2017
Inzwischen haben wir eine Schülergeneration vor uns, für die das Smartphone zur Selbstverständlichkeit des Lebens gehört. Wozu soll ich noch rechnen lernen, wenn ich noch nie einen Menschen erlebt habe, der rechnet (abgesehen von so weltfremden Wesen wie Lehrern)? Wozu muss ich Geschichte lernen, wenn ich alles auf dem Display habe – mehr, als ich jemals für mein Abi pauken könnte?
Pädagogen geraten in Erklärungsnot, manchmal bereits in der Unterstufe. Haben wir diese Veränderungen in den Klassenzimmern wirklich schon realisiert? Es gibt kein Zurück, das ist vermutlich jedem klar. Wird sich der Mensch behaupten können?
Aber es gibt keinen Schatten ohne Licht. Die Turbulenzen der Zeit fordern uns heraus, mutiger für das Wesentliche zu werden. Nur so können wir Kinder und Jugendliche in eine Zukunft begleiten, die wir selbst noch nicht kennen.
Auf der Tagung möchten wir Spuren suchen. Spuren auf Wegen, die wir noch nicht gegangen sind.
Wir laden Sie ein, dabei zu sein.
Mit: A. Bartoniczek, W. Debus, F. Dinda, A. Ehrlich, F. Garbe, E.-M. Rischke, G. Wendt, U. Wendt und W. Wünsch
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Folgende Beiträge in der Zeitschrift Erziehungskunst sind aus der Tagung hervorgegangen:
- Den Menschen wiederentdecken (F. Garbe)
- Willkommen im digitalen Zeitalter (W. Debus)
- Mensch oder Maschine? (A. Bartoniczek)
Von der scheinbaren zur echten Frage
Wege zu einer neuen pädagogischen Haltung
Pädagogik Spezial mit Wolfgang Wünsch03. – 05. März 2017
Lehrer unterrichten gern mit Hilfe von Fragen, die keiner gestellt hat. So kommt es, dass weder die Schüler, noch sie selbst, an den Antworten wirklich interessiert sind. Denn die Lehrer kennen ja die Antworten bereits. Und die Schüler haben in der Regel ganz andere Fragen an das Leben. Doch gerade die kommen im Unterricht kaum vor.
Nicht eine fertige Welt interessiert sie, sondern Prozesse des Werdens.
Nicht allgemeines Wissen suchen sie, sondern den wirklich individuellen Weg.
Die neue Generation möchte herangeführt werden an Welt- und Daseinsrätsel, an die wirklichen Fragen. Und es fällt ihr immer schwerer, täglich jene Schein-Welt zu ertragen, die wir Unterricht nennen. Darin liegt eine Chance! – Aber wie kommen wir von der scheinbaren zur echten Frage?
Gemeinsam wollen wir uns auf die Suche begeben. In den verschiedenen Unterrichtsfächern, sowie in Bezug auf unterschiedliche Lebensalter, wollen wir durch konkrete Beispiele und selbständiges Üben zu Fragen vorstoßen, die pädagogisch fruchtbar werden können, weil auch der Lehrer selbst nicht schon die fertige Antwort weiß. Lassen Sie sich überraschen!
Erneut haben wir den inzwischen 90-jährigen Wolfgang Wünsch gebeten, uns teilhaben zu lassen an den reifen Früchten seiner an der Zukunft orientierten pädagogischen Haltung.
Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein.
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Dimensionen unserer Leiblichkeit
Innere Erfahrungen durch Meditation und Eurythmie
Pädagogik Spezial mit Markus Buchmann und Ulrike Wendt29. – 31. März 2016
Leibliche, seelische und geistige Ebenen des Menschen bilden die Grundlage unserer Existenz. Waldorfpädagogik möchte diese unterschiedlichen Bereiche differenziert ansprechen. Eigene Erfahrungen in der Wahrnehmung dieser Wirklichkeiten – und seien sie noch so anfänglich – sind deshalb pädagogisch sehr hilfreich. Wie lassen sich z.B. Bildekräfte (ätherisch) von seelischen Kräften (astralisch) unterscheiden? Pädagogik Spezial verstehen wir als ein Forschungslabor. Praktische Übungen werden im Vordergrund stehen, um ganz konkrete Erfahrungen dieser sogenannten Wesensglieder und ihres Zusammenspiels im Menschen zu ermöglichen: durch meditative Übungen (zur Erkundung innerer Bewegungen) und durch Eurythmie (als von innen geführte Bewegung).
Nach einer grundlegenden Einführung in die meditative Innenbeobachtung werden wir am Erleben und an der Anschauung von Äther- und Seelenleib arbeiten, Übungen zur Ich-Erfahrung und Ich-Stärkung kennenlernen und ggf. auch zur Natur- und Menschenbetrachtung übergehen.
Markus Buchmann, als Chemiker lange in der Getreidezüchtung tätig, Studium der Naturwissenschaften in Dornach, Gründungsmitglied und Vorstand der Gesellschaft für Bildekräfteforschung.
Ulrike Wendt, als Eurythmistin 16 Jahre Bühnenerfahrung, seit 2011 selbständig. Mitarbeit in der Bildekräfteforschung, u.a. Forschungsprojekt zu den Wirkungen künstlicher Beleuchtung.
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Musikunterricht heute
Pädagogik Spezial mit Wolfgang Wünsch30.10. – 01.11.2015
Wie kann es gelingen, die „heutigen“ Kinder und Jugendlichen noch besser zu erreichen? Lebendiger Unterricht mag ein Geschenk des Himmels sein – und doch braucht er Menschen, die ihn wirklich wollen, indem sie etwas dafür tun.
Auch ein alter Mensch kann in diesem Sinne modern unterrichten. Wolfgang Wünsch gehört zu ihnen. Und in seinem 90. Lebensjahr unterrichtet er noch immer. Lassen Sie sich inspirieren von der Schlichtheit und Geistesgegenwart eines Menschen mit großer Berufs- und Lebenserfahrung. Entscheidend sind oft die kleinen Dinge. Sie sind erlernbar.
Diese Fortbildung richtet sich an Musik- und Klassenlehrer, darüber hinaus an pädagogisch Interessierte jeder Fachrichtung.
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Die Kunst des Unterrichtens III
Pädagogik Spezial mit Wolfgang Wünsch06. – 08. März 2015
Herzlich dürfen wir Sie einladen zu einer Fortbildung mit dem erfahrenen Pädagogen Wolfgang Wünsch. Dieses Seminar ist offen für jeden, versteht sich aber auch als Weiterführung und Vertiefung der vorangegangenen Treffen. Es wird nichts vorausgesetzt als ein gesunder Menschenverstand und echtes Interesse an pädagogischen Fragen...
Alle reden von Erziehungskunst. Aber was ist damit eigentlich gemeint?
Ein guter Lehrer steht täglich vor einem Rätsel. Wenn er den Klassenraum betritt, weiß er nicht, was sich im nächsten Moment ereignen wird. Da geht es ihm wie dem Künstler: Gleich einem Musiker lauscht er seinem eigenen Spiel, wie es sich entfaltet – und was ihm dabei aus dem Raum entgegenkommt.
Aber auch das Erleben des Kindes lässt sich musikalisch verstehen. Hier offenbart sich sein Verhältnis zur Welt – und später auch zu sich selbst. Es wird sich im Laufe der Entwicklung verwandeln, neue Fähigkeiten treten auf, auch neue Erwartungen.
In diesem Sinne wollen wir uns Gedanken machen und üben, wie die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder dem Lehrer helfen können, seinen Unterricht zu gestalten, in jedem Fach.
Denn auch die Kinder stehen vor einem Rätsel: Sie fragen nach der Welt, nach dem vor ihnen liegenden Leben. Sie suchen, sie möchten verstehen und ein inneres Verhältnis finden. Wenn wir das berücksichtigen, wenn wir uns darin üben, Kinder vom Kinde her verstehen zu lernen, kann die Zukunft der Pädagogik beginnen: die Erziehungskunst.
Wir freuen uns sehr, dass Wolfgang Wünsch trotz seines hohen Alters erneut nach Jena kommt, um uns teilhaben zu lassen an seiner weitgespannten pädagogischen Erfahrung, die zugleich eine reiche Lebenserfahrung ist.
Das Seminar richtet sich an Pädagogen und Studierende jeder Fachrichtung, wobei Fragen der Klassenlehrerzeit im Mittelpunkt stehen werden. In praktischen Übungen erwarten wir einen regen Austausch von Erfahrungen – und hoffen auf Neuentdeckungen.
Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein.
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Der Zukunfts-Impuls vom Lauenstein
90 Jahre anthroposophische Heilpädagogik
Festveranstaltung am Ursprungsort Jena mit Peter Selg20. – 21. Juni 2014
Am 18. Juni 1924 besuchte Rudolf Steiner den Lauenstein in Jena, das erste heilpädagogische Heim auf der Grundlage eines zeitgemäßen spirituellen Menschenbildes.
Wenige Tage später entfaltete er im Heilpädagogischen Kurs Grundlagen für ein neues, von Liebe und Menschenerkenntnis getragenes Verständnis für Kinder, die er (um auch sprachlich jede Diskriminierung zu vermeiden) Seelenpflege-bedürftig nannte.
Die erfolgreiche Arbeit führte dazu, dass in Jena schon bald ein zweites Heim eröffnet wurde. Tochtergründungen innerhalb weniger Jahre in Pilgramshain, Gerswalde und Schloss Hamborn lassen bereits von der Zukunftskraft dieser Gründung ahnen.
Was war der Kraftquell des Lauenstein, dass das selbstlose und geistesgegenwärtige Wirken einiger junger Menschen sich so rasch und weit verbreitete, auf alle Kontinente der Erde?
Alles Neue hat jedoch die Tendenz, allmählich zur Gewohnheit, und Routine zu werden – und damit seine Kraft zu verlieren –, sofern es nicht fortwährend erneuert, täglich neu gegründet wird.
Anlässlich des 90. Geburtstages der anthroposophischen Heilpädagogik laden wir Sie ein zu einer Besinnung auf jenen Gründungsimpuls, der zahlreichen Kindern ein neues Schicksal ermöglichte und für die Zukunft immer wichtiger wird.
Um das Geschehen vom Lauenstein in seiner historischen Dimension angemessen zu würdigen, finden die Festvorträge in kleiner Runde im ehemaligen Wohnhaus von J.G. Fichte statt (jetzt Romantikerhaus).
Anschließend machen wir uns selbst auf den Weg.
Mit PKW oder Taxi fahren wir zum Lauensteinweg (ca. 3 km). Der schmale Fußweg führt uns dann direkt auf die Höhe zu jenem Haus, dessen Name in der Heilpädagogik weithin bekannt, das aber bisher noch nicht einmal durch einen Hinweis gekennzeichnet ist.
Referent:
Prof. Dr. med. Peter Selg leitet das Ita-Wegman-Institut für anthroposophische Grundlagenforschung in Arlesheim (CH). Er lehrt an der Alanus-Hochschule sowie an der Universität Witten-Herdecke.
Als Autor zahlreicher Bücher erschien von ihm u.a.: Der Engel über dem Lauenstein. Siegfried Pickert, Ita Wegman und die Heilpädagogik. Dornach 2004.
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Die Kunst des Unterrichtens II
Pädagogik Spezial mit Wolfgang Wünsch07. – 09. März 2014
Wie kommt es, dass Kinder oder Jugendliche den einen Unterricht als interessant und anregend erleben, den anderen jedoch eher als ermüdend und langweilig?
Bereits im Herbst hatten wir unter dieser Fragestellung zu einer seminaristischen Arbeit eingeladen. Die zahlreichen Teilnehmer hatten das Wochenende als so hilfreich und anregend erlebt, dass viele von ihnen darum gebeten hatten, diese Arbeit möglichst zeitnah weiterführen und vertiefen zu können. So freuen wir uns, dass Wolfgang Wünsch zugesagt hat, bereits im Frühjahr erneut nach Jena zu kommen.
In ihm begegnen wir einem der letzten Vertreter einer großartigen Generation von Waldorflehrern, die durch menschliche Wärme und unvergleichliche pädagogische Kompetenz dazu beigetragen haben, dass Waldorfschulen damals so gefragt waren, dass wegen der langen Wartelisten viele, viele neue Schulen gegründet wurden. Obwohl Wolfgang Wünsch inzwischen 87 Jahre alt ist, unterrichtet er noch immer – und weiterhin mit großer Freude! – als Klassenlehrer, als Oberstufenlehrer und als Dozent in der Lehrerbildung, nicht nur in Deutschland. Ursprünglich hatte er Musik und Naturwissenschaften studiert.
Als er geboren wurde, war Rudolf Steiner gerade erst verstorben. Viele Menschen in der Generation seiner Eltern waren Steiner persönlich begegnet und hatten ein unmittelbares Verhältnis zu ihm. Was sie ihm verdankten, unterscheidet sich zum Teil deutlich von jener Vorstellung, die man heute oft von dem Begründer der Waldorfpädagogik hat. Wolfgang Wünsch kann es bezeugen.
Was meinte Rudolf Steiner damit, wenn er anregte, die sich wie von selbst einstellende Monotonie des Unterrichtens durch eine Verwandlung in künstlerische Prozesse zu überwinden? Wolfgang Wünsch muss hier nicht über pädagogische Theorien und Konzepte spekulieren, sondern kann von konkreten Erfahrungen berichten, die er in einem halben Jahrhundert pädagogischer Tätigkeit sammeln konnte.
Im Mittelpunkt des Seminars wird die Kernfrage lebendigen Unterrichtens stehen: Wie kann mir das, was ich zu unterrichten habe, selbst zu einer echten Frage werden – damit auch in den Schülern reges Interesse erwachen kann?
Das Seminar richtet sich an Pädagogen jeder Altersgruppe und Fachrichtung. Auch wer im Herbst nicht dabei sein konnte, wird eingeführt und in die Arbeit einbezogen werden können.
Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein.
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Die Kunst des Unterrichtens I
Pädagogik Spezial mit Wolfgang Wünsch06. – 08. September 2013
Lernen macht glücklich. An kleinen Kindern sehen wir es. Und bald können sie es gar nicht mehr erwarten, endlich in die Schule gehen zu dürfen... Aber ausgerechnet hier, in der Schule, erstickt oft diese Freude. Denn viele Kinder und Jugendliche erleben ihren Schultag nicht so, dass diese innere Entdeckerfreude aufkommen könnte. Lernen ist zur Last geworden. – Woran liegt das?
Rudolf Steiner regte an, die sich wie von selbst einstellende Monotonie des Unterrichtens durch eine Verwandlung in künstlerische Prozesse zu überwinden. Pädagogik kann Erziehungskunst werden! Doch was bedeutet das? Wie wird Unterricht im Rechnen oder in Grammatik künstlerisch? Wie kann die gesamte Methodik des Unterrichtens musikalisch werden? Oder: Wie durchdringt „Musik“ alle Lebens- und Fachgebiete?
Auf ein Leben reicher Erfahrungen in diesem Zusammenhang kann Wolfgang Wünsch zurückblicken. Wir sind sehr dankbar, dass wir ihn gewinnen konnten, zu Pädagogik Spezial nach Jena zu kommen. Denn wo andere gern über pädagogische Theorien und Konzepte spekulieren, kann er von konkreten Erfahrungen berichten, die er in einem halben Jahrhundert pädagogischer Tätigkeit sammeln konnte.
Wolfgang Wünsch hatte zunächst Kirchenmusik und dann Naturwissenschaften studiert. Anschließend unterrichtete er über Jahrzehnte an verschiedenen Waldorfschulen, sowie an Lehrerseminaren in Deutschland, Nord- und Osteuropa. In diesen Tagen feiert er seinen 87. Geburtstag und er unterrichtet noch immer – mit Freude! – als Klassenlehrer, Oberstufenlehrer und als Dozent in der Lehrerbildung.
Als er geboren wurde, war Rudolf Steiner gerade erst verstorben. Viele Menschen in der Generation seiner Eltern waren Steiner persönlich begegnet und hatten ein unmittelbares Verhältnis zu ihm. Was sie ihm verdankten, unterscheidet sich zum Teil deutlich von jener Vorstellung, die man heute oft von dem Begründer der Waldorfpädagogik hat. Wolfgang Wünsch kann es bezeugen.
Und als ich bei ihm erlebte, wie anregend Unterricht für Jugendliche sein kann, selbst wenn der Lehrer dieses Lebensalter schon weit hinter sich gelassen hat, entstand in mir der Wunsch, ihn zu bitten, uns Nachgeborene einmal in die Kunst des Unterrichtens einzuführen.
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Menschwerdung und Evolution
Zur pädagogischen Bedeutung des Menschenbildes
Tagung mit Andre Bartoniczek, Jan Deschepper, u.a.12. – 14. April 2013
Einer hat es zum ersten Mal gedacht, was heute alle glauben. Genau 150 Jahre ist es her, dass Ernst Haeckel in Jena die Konsequenz zog aus den Forschungen von Charles Darwin zur Entwicklung der Tiere: Dann, so folgerte er, ist auch der Mensch nicht höheren Ursprungs, sondern hat seine Wurzeln allein bei den Tieren zu suchen.
Heute lernt es das Kind schon mit der Muttermilch: Mit einem Urknall hatte alles einmal angefangen, bis im Verlaufe der Jahrmillionen aus „Affen“ schließlich Menschen wurden.
Alle Hochkulturen der Welt hatten den Menschen in seinem Wesen und seiner Bestimmung wesentlich höher eingeschätzt: Begabt mit einem geistigen Funken, in brüderlicher Beziehung zu den Tieren, aber niemals nur Teil von ihnen.
Hatte sich die Menschheit seit Jahrtausenden über sich selbst so getäuscht? Führen die archäologischen Spuren unserer Ahnen wirklich zu einem Weltbild der Sinnlosigkeit, des Zufalls und des egoistischen Kampfes ums Dasein? Oder verrät sich in diesem Weltbild nicht auch ein Stück Zeitgeschichte des aufstrebenden Kapitalismus im 19. Jahrhundert?
Wer Kinder erzieht – Eltern, Lehrer, Erzieher – sollte sich gelegentlich einmal fragen, wie er sich selbst erlebt. Versteht er sich – und somit auch das zu erziehende Kind – tatsächlich nur als egoistischen Leistungskämpfer? Oder hat er durch Begegnungen – mit anderen oder mit sich selbst – erlebt: Das wirklich Berührende ist frei von Zweck und Nutzen, es weist in spirituelle Dimensionen?
Hier und nirgendwo sonst entscheidet sich, wie erzogen und unterrichtet wird. Denn aus dem Kraftfeld dieser Frage schöpfen wir unsere Ideen und Argumente für die Ziele und Methoden unserer pädagogischen Haltung. Dabei geht es nicht um fertige Antworten. Aber auf die Frage nach dem Menschenbild können wir als Pädagogen nicht verzichten. Denn jeder, der erzieht, nimmt große Verantwortung auf sich, weil er immer in die Persönlichkeitsentwicklung eines anderen Menschen eingreift – so oder so.
Für ein Kind ändert sich viel, wenn sich sein Lehrer immer wieder einmal fragt:
Wer bin ich – als ein Mensch?
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Rudolf Steiner und die Waldorfschule
Ursprung und Ziel spiritueller Pädagogik
Tagung zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners, mit Peter Selg07. – 09. April 2011
Ohne Rudolf Steiner gäbe es keine Waldorfschule, nirgendwo. Und wer erleben durfte, wie wohltuend Unterricht sein kann, wenn er auf Wertschätzung des Anderen und auf Sinnhaftigkeit gründet, der wird sich fragen: Wer ist dieser Forscher, Geisteswissenschaftler und Lehrer, dem wir diese völlige Neuausrichtung der pädagogischen Haltung verdanken?
Bis heute ist sein Bild weithin verstellt, unter Kritikern wie unter Verehrern gleichermaßen.
In vielen Waldorfschulen besteht gegenwärtig eine frappante Unsicherheit im Hinblick auf die Fundamente der Schule, auf ihren ideellen Kern, auf den Umgang mit der öffentlichen Kritik; zahlreiche Lehrer, mitunter ganze Kollegien, leben in der „Qualitäts-sicherung“, in der Zeitnot und im ständigen Kompromiss.
Peter Selg
Der 150. Geburtstag des Begründers der Waldorfpädagogik kann Anlass werden zur Neubesinnung. Dabei geht es nicht um Personenkult. Gegen solche Tendenzen hatte sich Steiner von Anfang an gewehrt: „Ich will nicht verehrt, ich will verstanden werden!“
Auch zu nostalgischer Verklärung besteht wenig Neigung, denn bereits an der ersten Waldorfschule in Stuttgart gab es Lehrer, die den Sprung in ein neues pädagogisches Zeitalter nicht schafften, sondern letztlich nur neue Mäntelchen über starre pädagogische Prinzipien hängten. Steiner sah sofort die Gefahr, „dass gerade bei einer Methode, die so sehr auf die Individualität des Lehrers abzielt, dass da sehr leicht ins Gegenteil verfallen werden kann.“
Woher nahm er dennoch die Gewissheit, dass eine Lehranstalt in einen Ort der Begegnung verwandelt werden kann, wo Schüler und Lehrer gleichermaßen lernen wollen?
Seit über 90 Jahren und auf allen Kontinenten hat sich tausendfach bestätigt, dass diese Vision an der Wirklichkeit orientiert und real erfahrbar ist. Aber die Gefährdungen sind ebenso real, sobald die innere Substanz schwindet.
Mit Peter Selg erwarten wir einen international gefragten Autor, der durch ein eigenes Forschungsinstitut Rudolf Steiner und der Waldorfpädagogik außergewöhnlich verbunden ist.
Wir freuen uns, dass wir Sie einladen dürfen, über den Gründer und die Grundlagen der Waldorfpädagogik zu hören und ins Gespräch zu kommen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder.
Lehrer und Eltern der Freien Waldorfschule Jena
und Seminar für Pädagogische Praxis Jena
Prof. Dr. Peter Selg,
geb. 1963, zunächst Leitender Arzt an der Ita Wegman Klinik, Arlesheim (Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie), ist Leiter des Ita Wegman Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung (Arlesheim) und Professor für medizinische Anthropologie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter bei Bonn).
Er lebt mit seiner Familie (verheiratet mit Dr. phil. Julia Selg, 5 Kinder) bei Freiburg.
Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Von den über 60 Buchtiteln der letzten Jahre hier eine kleine Auswahl:
- Der geistige Kern der Waldorfschule. 2009.
- Der therapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder. 2005.
- "Eine grandiose Metamorphose“. Zur geisteswissenschaftlichen Anthropologie und Pädagogik des Jugendalters. 2005.
- Rudolf Steiner – Zur Gestalt eines geistigen Lehrers. Eine Einführung. 2007.
- Vom Umgang mit Rudolf Steiners Werk. Ursprung, Krise und Zukunft des Dornacher Goetheanums. 2007.
- Überleben in Auschwitz. 2010.